Die Herbstferien stehen an und es ist an der Zeit im Süden
Frankreichs neue Energie zu tanken. Während den vergangenen Wochen konnte ich
pünktlich auf den letzten Lead-Swiss-Cup zur Peakform gelangen. Danach stürmte
ich motiviert in mein Jahresprojekt und scheiterte mit neuen Bestmarken nur
knapp. Einiges ist geschehen, hat sich geändert und eine neue Quelle der
Energie ist gefunden.
Trotz der hohen Motivation spüre ich die Müdigkeit. Es braucht eine Auszeit!
D. Schweizer: Andy in der Finalroute. |
D. Schweizer: Ein wenig Farbe auf dem Podium;-) |
Ou on se
touve la vie légère, bien sûr a
St. Léger !
Auf der Hinreise machen wir einen Trainingshalt in Schlamm (Balme)
de Yenne. Doch da die Hitzeperiode des Sommers selbst den hartnäckigsten
Schlamm austrocknete sind wir zuversichtlich. Stefan reiste an den letzten
Weekends mehrmals zu dieser imposanten Wand und wurde zum Kenner.
Trockene Wand, feuchte Luft und anhaltender Regen prägen den
Tag. Wir trainieren gut bei Grip wie auf Schmierseife. Einzig die Routen werfen
uns noch ab.
Village Yenne. |
Am nächsten Tag ist der Himmel immer noch bedeckt und
Nieselregen liegt in der Luft. Also fahren wir weiter in den Süden. Die Einkauf-Reise-Tage
brauchen Zeit weshalb wir erst gegen Abend die gemütliche Gite erreichen. Bei
der Ankunft bemerken wir dass beim Auto eine Dichtung kaputt ist. Nach einigen
umständlichen Telefonaten kommt schliesslich ein Mechaniker vorbei welcher das
Auto mitnimmt. Somit sitzen wir vorerst fest. Ein kurzer Abendspaziergang
bringt weiter die Erkenntnis dass praktisch alle Felsen nass sind. Der nun einsetzende
Regen und ein Gewitter dämpfen dann vorerst ein wenig die Euphorie zum Klettern.
Face est is
the best!
Die wärmende Sonne verschwindet am Nachmittag aus dem
Pfeiler der Ostwand. Da die Routen hier einigermassen trocken sind beginnen wir
mit dem rési-Training. Die anhaltenden Passagen müssen schnell geklettert
werden um gegen die schwindende Maximalkraft zu gewinnen.
Face Est - Le Nabab |
Klettertage 1&2
Am folgenden Tag schreiben wir uns beide auf die Startliste
für die aprés-Ski-Route. Vielversprechend bouldert Stefan die Züge aus. Dann
versuchen sich die Bärner Meitschis an den weiten Zügen. Dazwischen reicht mir
ein Go für den Durchstieg. Es bleibt noch Zeit um die wunderbare „le concept“ (8b+)
auszubouldern. Die Arme sind nun müde doch die Motivation gross.
Klettertage 3&4
Nur langsam trocknen die Wände ab. Nochmals zieht es uns
also in den Osten. Das Aufwärmen wird umfangreicher und die rési-Belastung zum
Alltag. Neben einem Abstecher an die Südwand versucht sich Steffu wiederum an
„abrège nief“ und dann noch an der klassischen Linie „dis-moi…“ (8a). Die
geniale „le concept“ (8b+) gelingt mir am zweiten Tag im ersten Go. Intensive
und kräftige Züge an erstaunlich vielen Löchern finden sich in dieser Route.
Nun wechsle ich die Belastung. Also versuche ich mich noch an „le nabab“ (8b+)
welche durch den ganzen Pfeiler zieht.
Diesmal style conti normal.
Steffu in "abrége nief". |
Wo bleibt das Auto?
Dieses bleibt vorerst in der Garage. Deshalb müssen wir per
Mitfahrgelegenheiten sowie hitch-hiking die Einkäufe erledigen und weiter abwarten.
Doch an Geduld fehlt es uns nicht. Der wärmende Ofen im Wohnraum sowie der
Draht zum Web helfen die Zeit zur verbringen und Arbeiten zu erledigen.
Beim Autostop: Wer nimmt uns mit? |
Hurra der Uli ist da!
Lagerphilosoph und
Mann der weisen Worte. Für gute Stimmung und Feriengenuss ist also
gesorgt. Leider regnet es am heutigen Ruhetag nur einmal und dies auf
sintflutartige Weise. Dazu kommt ein starkes Gewitter in der Nacht. Resultat
ist ein „pflätschnasses“ St. Léger. Die Wände sind komplett schwarz und nur
wenige Routen trocken. Neben feuchten Fingern und gedämpfter Stimmung bleiben
mir lediglich eine Begehung von „les épinards aux violettes“ (8a+) sowie ein
knapp gescheiterter Onsight-Versuch in „al andalouse“ (8a).
Dann kommt endlich der Mistral. Strahlend blauer Himmel und
kühler Wind prägen den nächsten Tag. Vieles beginnt nun zu trocknen. Von
idealen Bedingungen sind wir jedoch immer noch weit entfernt. Einzig der Grip
ist im Schatten abartig gut. Deshalb verbringen wir den Tag damit die trockenen
Stellen einzuschleifen. Es gilt abzuwarten und auf den perfekten Endspurt zu
hoffen.
Klettertage 7&8
Trotz bestem Wetter und Wind wollen die Felsen nicht
trocknen. Wiederum ziehen wir also an die Face Est. Dort geniesse ich an der
Sonne die schöne „le linceul de pénelope“ (7b) um aufzuwärmen. Danach ziehe ich
im ersten Go des Tages durch „le nabab“ (8b+). Die komplett nasse Sinterfahne im
Mittelteil war nur mit viel Willen kletterbar. Die luftige Rastpositon auf 30m
Höhe sowie gute Bedingungen für die abschliessende Wand entschädigen jedoch für
den Murx. Beim anschliessenden auschecken der Route „rouquin crétin“ (8b+) ist
dann wieder die Maximalkraft gefordert. Wie immer gibt Steffu vollen Einsatz
bei seinen Versuchen im aprés-ski-Projekt. Uli sucht die schönen Linien und
zieht im letzten Sonnenlicht durch die fotogene Route „sault qui peut“ (8a).
Uli in "sault qui peut". |
Andy in "le nabab". |
Es
bleibt ein Tag und die Arme sind langsam müde. Somit geniessen wir nochmals das
Sonnenbad und ein paar gute Züge. In der „rouquin crétin“ (8b+) werde ich müde.
Eine Linie um wiederzukommen. Dann verschleudere ich meine letzte Kraft in der
anspruchsvollen „le mari de la baleine“ (8a). So schwierig kann dieser Grad
sein. Sicher kein Geschenk doch sehr schön.
Ein weiteres Mal St. Léger geht zu ende...
Schön war es,
nass war es,
doch Spass,
machte es!
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