Montag, 3. November 2014

Herbstleben

Der Oktober wurde geprägt von alternierenden Besuchen zwischen Gimmelwald und dem Lehn. Dieser Monat schien unüblich warm zu sein weshalb sich die Reisen zu den Voralpen anboten.

Immer wieder Gimmelwald...

Das wohl höchstgesetzte Ziel in meinem Trainingsplan stellte eine Route in Gimmelwald dar. Dafür investierte ich so einiges in die spezifische Vorbereitung und ein klarer Fokus war notwendig. Auch trotz meiner eher bescheidenen Mitteilungsfreude konnte ich das Vorhaben nicht lange verheimlichen. Über die üblichen Gerüchtewellen wurde gemunkelt und nachgefragt. Unbeirrt begann ich mit der Arbeit. Zu Beginn des Herbsts wusste ich dann dass es „möglich“ ist. Jeder der mich kennt weiss wohl was danach folgen kann...

Nun begann jedoch der Kampf gegen Formerhaltung, schwierige Bedingungen und die steigende Erwartungshaltung. Eigentlich das Übliche dachte ich mir. Doch diese Route ist für mich eine neue Hürde. Schwierigkeiten am absoluten Limit bei Felsprojekten haben einen geringen Spielraum. Perfekte äusserliche Bedingungen sind zwingend. Die physische Form muss konstant hoch bleiben. Der Wille muss immer wieder stark sein und der Elan von neuem entfacht werden. Weiter war die Saison bald vorbei.

Kann ich den Lauf durchhalten und erfolgreich beenden?

Mit dem November ist die Zeit vorbei... Ein wenig wehmütig muss ich mich nun geschlagen geben... Zu hoch war die neue Zahl... Es bleibt der Gedanke dass es möglich ist... eine Motivation welche mich zu erneuten Trainingseifer bringen wird.

Ein Dank an die ganzen Kletterer welche mich bis anhin so eifrig an den einzelnen Tagen unterstützten. Die nächste Saison kommt bestimmt und das Ziel bleibt bestehen. 

lolotte gauche...

lolotte droite...

Ein langer Weg...
Skitour?

Am mangelnden Eifer lag es nicht...

Motivierter Kletterer...



Tapetenwechsel im Lehn...

Vor Jahren haben mich die Klassiker ins Lehn gezogen.  Vom Flamenco-Tanz bis zum sikafreien Verbrechen. Zu dieser Zeit war der erste Hybris Bezwinger eifrig an der Arbeit. Die Route schien aber damals eine zu hohe Hürde zu sein weshalb ich nur mit sichern am Geschehen teilnahm. Ein starker Franke wagte sich die verstaubte Wand zu berühren. Hybris spielt auf das begleitende „Gstürm“ um geschlossene Projekte an. Unbeirrt trotze der Auswärtige jedoch dem heimischen „chüschele und nacherede“.

Lange traute ich mich nicht einzusteigen weshalb die Lehntage in der Folge spärlich blieben.

Was hat sich nun geändert?

Herbst 2013. Nun wagte ich mich erstmals das Projekt „hybris“ zu versuchen. Plötzlich wurde des Öfteren die Bezeichnung ZH am Parkplatz gesichtet. M im Quadrat, euphorisch, mit viel Elan sowie mit Bohrmaschine bewaffnet. Frischer Wind brachte Bewegung in den alten Lehnstaub.

Im April dieses Jahres resultierte dann die Erstbegehung der genialen Ausdauerroute „amber“ durch Matthias Trottmann. Kurz danach konnte ich die erste Wiederholung verbuchen. Die Route ist zu schön um sich um den Grad zu streiten. Eigentlich zu gutmütig für den Grad 8c, aber auch etwas hart für b+.

Was noch?

Da versucht sich der junge Dimitri unerschrocken an der unantastbaren „hybris“, findet unkonventionelle Lösungen und kommt weit. Sehr weit sogar. Die jugendliche Frische ist inspirierend. Im Sommer konnte er dann auch mit den mentalen Anforderungen umgehen und holt sich den roten Punkt. Da bleibt mir als Outdoor-Coach nur ein Respekt auszusprechen! Unermüdlich auch Chris welcher das Lehn neu entdeckt hat und jeweils mit einer fröhlichen Baslercrew kommt.

Nach meiner Rückkehr aus Norwegen begann für mich auch wieder die Lehnzeit. Einige Tage der Angewöhnung folgten bevor die ersten guten Versuche meinen Eifer weckten. Dreimal fliege ich an diesem Tag in der Schlusspassage. Es fehlen drei Züge. Was danach folgte? Nun erreichte ich diese Höhe bei weitem nicht mehr und Frust zeigte sich. Zeit für eine Pause. Zu Beginn des Novembers kam dann die Wende. Eigentlich war ich noch müde und geschlagen vom vorigen Tag in Gimmelwald. Die Zeit über dem Tal von Lauterbrunnen schien abgelaufen zu sein. Doch mit dieser Erkenntnis war mein Kopf wie gelöst. Alles passte und ich klettere bis zum Top von „hybris“ (8c+).

Was bleibt?

Daneben bleibt das eindrückliche Projekt von M.K. Die Einzelteile könnten durchaus im entfernten Tessin liegen. Doch dort endet das Ganze nach 3 Metern und nicht erst am Ende der 25m langen Wand. Eine hartnäckige Kombination von Belastungen.

Folgend einige Eindrücke von der Begehung. Bei dieser Unterstützung und Beteiligung des starken Publikums kann ja nichts schief gehen, oder?

Andy in der Einstiegscrux...

Volle Unterstützung...

Andy am Ruhepunkt...

Keine Zeit für PopCorn-Bestellungen...

Es fehlen zwei Züge, Spannung hoch...