Samstag, 19. April 2014

Saint Léger du Ventoux

Mont Ventoux im Abendlicht...

Vor genau zwei Jahren besuchten Tom und ich zum ersten Mal die Felsen im Schatten des Mont Ventoux. Dank den guten Wetterprognosen planen wir heuer wiederum für einen kleinen Frühlingstrip dorthin zu reisen. Trotz der fehlenden spezifischen Vorbereitung freuen wir uns bereits im Vorfeld auf die langen Touren.

Allez!

7.04.
Den Anreisetag nutzen wir um uns gemütlich einzurichten. Wegen meiner spontanen Geburtstagsparty vom Vortag muss ich zudem ein kleines Schlafdefizit aufholen.

Bonne nuit!

Ankommen in der Unterkunft…gemütlich!

Weg der spezifischen Adaption

Im Sektor Face Ouest gewöhnen wir uns beim Aufwärmen in „clément comme il respire“  (7a+) an die bewegungsintensive Kletterei. Danach begeistert mich die Linie der Route „le mur des cyclopes“ (8b+) derart, dass ich sogleich mit dem Ausbouldern beginne. Beim test vocabulaire erfahrt dann Tom in der Route „cool frénésie“ (7c+/8a) was assez engagée heissen kann. Diese befindet sich im Sektor Face Est. Leider ist dieser Kommentar bei vielen Routen gleichbedeutend mit schlecht platzierten Bolts. Beim Sichern werde ich also in der Folge immer wieder stark geprüft. Am nächsten Tag beginnen wir wiederum im morgendlichen Schatten der Westwand. Die erste Länge der Route „magne ton cul, pas ma voie“ (7b+) klettern wir beide und bietet bereits ein intensiveres Aufwärmen. Nun besuchen wir den eindrücklichsten Überhang im Ostsektor und versuchen uns an „abrège nief“ (8b) alias das „après-ski-projekt“.

Es ist Zeit für einen ersten Ruhetag. Beim Petanque Spiel lockern wir unsere Handgelenke.

Petanque...

 Das stabile Wetter mit hohen Temperaturen bestimmt unser Tagesprogramm. Bis um die Mittagszeit ist Klettern im Westsektor angesagt, gefolgt von einer Siesta an der Sonne und dem Versuchen von weiteren Routen im Ostsektor am späten Nachmittag.

Schnell sind zwei weitere lohnende Aufwärmrouten geklettert, „une épineuse opération“ (7a+) und die erste Länge von „du miel entre tes sein“ (7b+) sowie erste Durchstiegsversuche in den Projekten gemacht. In der Zyklopenmauer falle ich bald in der delikaten Schlüsselpassage. Ein erneutes Ausbouldern bringt dann eine Lösung welche zwar kräftiger ist aber mehr Sicherheit verspricht. Der Wechsel von Ausdauer zu Maximalkraftausdauer ist eher ungeschickt, lässt jedoch die Schnellkraft erhalten. Deshalb schreiten die Fortschritte im „après-ski-projekt“ weniger schnell voran.
Daneben versucht Tom die obligate „dis-moi qui tu suis,...“ (8a) welche die schwächste Stelle des zentralen Überhangs nutzt und durch eine Art Verschneidung führt. Bei einem sehr guten Versuch fällt er nur knapp unter dem Umlenker. Unser Tagesumfang steigt allmählich beträchtlich weshalb ein weiterer Ruhetag ansteht.

Face est quoi...

Es bleiben noch zweieinhalb Klettertage. Bereits beim Petanque Spiel begannen erste taktische Spielchen welche sich nun auf die Tagesplanung ausweiten.

14.04.
Geburtstag Tom, Mond bald voll und die Sonne brennt stark. 

Nach einem ersten knappen Scheitern mit der neuen Lösung in der Zyklopenmauer falle ich dann zweimal bereits bei einem weiten Zug in der Mitte. Nach der Skifahrt beschränke ich mich beim Après-Ski auf einen Versuch. Unterdessen ist auch schon anstehen wie an der Bar angesagt da die Ferien scheinbar beginnen. Cleverness und Einschätzungsvermögen zeigt sich bei Tom. Ein Ruhetag scheint nicht ganz zu reichen weshalb er sich schont und nur leichte Routen klettert. 

Es bleibt ein Tag!

15.04.
Tom erholt, Andy vorermüdet, Mond scheint voll und der Wind nun stärker. 

Zweimal klettere ich durch „le torcheur d’élephant“ (6c+) um mich optimal aufzuwärmen. Danach steige ich erneut in „le mur des cyclopes“ (8b+) ein. Beim letzten Haken treffe ich den Griff nicht optimal und falle ab. Dieser Versuch brauchte bereits viel Kraft weshalb ich mir nun genug Pausenzeit gönne. Unterdessen versucht sich Tom erstmals an den kräftigen Zügen der Zyklopenmauer. Mit viel Freude zieht er durch die Passagen. Sein Elan überträgt sich allmählich auf mich weshalb ich mich für einen weiteren Versuch entscheide.

Ohne viel zu ruhen ziehe ich durch den kräftigen Einstiegsüberhang, der heikle weite Zug gelingt knapp und ich finde mich am Seitgriff beim ruhen. Tief atmen. Die Sonne erwärmt bereits die Ausstiegsgriffe weshalb ich bald in die Schlüsselpassage steige. Nun kann ich meinen Körper die entscheidenden Zentimeter höher drücken und treffe den guten Griff. Die Zeit nutze ich lieber für ein kurzes schütteln und sehe vom klippen des letzten Hakens ab, denn es folgt ein kräftiger Kreuzzug. Auch dieser gelingt. Mit nötiger Sicherheit ziehe ich die letzten Züge mit der Sonne im Gesicht bevor ich den Stand einhängen kann. Ein kräftiger Freudenschrei sei jetzt angebracht!

Keine Zeit für die Aussicht in "le mur des cyclopes"...

Erstes Durchatmen in "le mur des cyclopes"...

Tom boulderte danach nochmals durch die schöne Route bevor wir uns beide eine Mittagspause gönnen. Dem Schatten folgend zieht es uns danach weiter Wie die letzten Tage ist auch heute viel Betrieb im Osten. Dabei werden wir Zeugen der Erstbegehung von der „concept“-Verlängerung. Die Woche davor fiel der Grenobleoise mehrmals fluchend aus dem drückenden Abschlussteil.
Trotz dem intensiven Morgenprogramm scheitert Tom leider nur ganz knapp in „dis-moi qui tu suis,...“ (8a) am letzten Zug. Für mich gibt es danach einen Höhenrekord im „après-ski-projekt“. Es bleibt die Erkenntnis dass nun die Maximalkraft für den Doppelsieg fehlt. Deshalb versuche ich trainingshalber zweimal „dis-moi qui tu suis,...“ und falle wie Tom am besagten Zug. Trotz dem Sturz erfreue ich mich an der zunehmenden Erholungsfähigkeit.

Vollmond über dem Pass...

16.04.
Tage der Abreise und Müdigkeit spürbar. 

Tom schont sich und ich nutze noch den kühlen Morgen um ein paar Züge zu machen. Der Beschrieb „très beau et engagé“ hört sich vielversprechend an weshalb ich die Route „les épinards aux violettes“ (8a+) versuche. Im zweiten Versuch scheitere ich knapp da ich nicht die optimale Lösung gefunden habe. Erst im vierten Anlauf komme ich wieder soweit. Diesmal fehlt mir dann definitiv die Substanz. Bei einem weiteren Ansturm falle ich dann mit einem Cut im Finger ab. Genug ist genug! Müde und zufrieden reisen wir also nach dem Mittag los. Dabei treffen wir auf viele Kletterer welche denn Nachmittagsschatten suchen werden. 

Es ist Ferienzeit!

Fazit

Sechs Klettertage und...

...viel Sonnenschein...
...die Adaption an Ausdauerbelastung...
...der Wechsel von Hangeln zu Kurbeln (in Frankreich unter Lolotte bekannt)...
...Ziele für die Wiederkehr...
...Freudenschreie!!!...
...quoi d’autre...
...ah oui, les annis...
...les notres...

...A+

Bonjour!!!