Zurück in der Schweiz werde ich fast von der Hitze
erschlagen und die Prognose zeigt für die nächsten Tage Temperaturen von über
30 Grad an. Nun gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder du gehst baden, grillen
oder du fliehst in die Höhe. Ich entscheide mich also wieder einmal die
Gastlosen zu besuchen um doch noch ein wenig harte Züge zu klettern. Das frühe
Aufstehen liegt mir sowieso und da die Sonne schon um 15.00 Uhr die Wand
unerträglich aufheizt, bleibt immer noch genug Zeit zum baden und grillen. Also
los!
Session 1
Es ist an der Zeit Sämi die Gastlosen zu zeigen. Also fahren wir am Nationalfeiertag
durch Krach und Nebel Richtung Jaunpass. Am Morgen besuchen wir den Sektor Grossturm. Der
Fels scheint ihm zu gefallen weshalb sich Sämi gleich an mehreren Routen versucht.
Bereits am letzten Wochenende versuchte ich die Route
„caresse mentale“ (8c). Auf dem Vorbau startend führt die Linie durch überhängende
Verschneidungen, geht in eine abdrängende Wand über und endet auf einer
Felsnase. Die Boulderstelle am Ende könnte sich an einem Bachblock im Tessin
befinden. Reibungslos und anspruchsvoll gestaltet sich diese. Erst wenn diese
überwunden ist kann stehend der Umlenker geklippt werden. Ein ideales Aufwärmen
wenn zwei Meter über dem Boden. Doch nach 35m anstrengender Kletterei auf
schliesslich fast 2000m Höhe eine ordentliche Herausforderung. Heute falle ich
genau an dieser Stelle. Es sollte nicht das letzte Mal werden...
Die freien Tage
nutzen viele weshalb am Abend im Camp schon ein wenig Feststimmung aufkommt.
Dafür verantwortlich viele bekannte Gesichter und die gute Stimmung von Seite
der Jura-Crew, der Bieler-Vertretung sowie lokalen Nasen.
Die drei Durchstiegsversuche des ersten Tages waren zuviel und das zweite
Bier machte die Sache auch nicht besser. Deshalb fehlt mir am heutigen Tag ein
wenig die Kraft und der Mantle wirft mich wieder ab. Derweilen findet Sämi ein
neues Projekt. Die Baustellen sind also eröffnet! Bald werden wir zurückkehren.
Session 2
Nochmals geht es mit Sämi für zwei Tage zum wandern in die
Gastlosen. Die Reise lohnt sich für ihn da er heute nebenbei die schöne Route
„vapeur de tacos“ (8a) kletterte. Wiederum sind die Blitzfahrer anwesend. Mit
einem eindrücklichen Kampf zieht Rahel durch „destroy man“ (7b+), die wohl
beste 7b+ weit und breit. Bei den schwülwarmen Bedingungen kann ich leider
einige Griffe fast nicht halten und rutsche bereits früh aus der Route.
Unterdessen wird der Himmel allmählich schwarz und wir steigen ab.
Dauerregen und Gewitter dämpfen ein wenig die Motivation für
den zweiten Tag. Da die Wände jedoch erstaunlich trocken sind, besuchen wir
trotzdem den Oberberg. Am Ende klebt der Nebel in der Wand und Sämi gleicht
eher einem schreienden Geist welcher sich die Wand hochkämpft. Paradoxe Sache.
Aber das nächste Projekt scheint auf gutem Wege zu sein. Unangenehme
Nebenwirkung des Tages sind für mich dann kalte Füsse und Fieber. Mist!
Session 3
Ein weiteres Mal geht es für zwei Tage nach Jaun. Diesmal
mit Kevin von dem auch die kleinsten Griffe Angst haben. Also die ideale
Unterstützung für schwere Züge. Früh stehen wir am Oberberg. Ungewohnt kühl ist
es heute und leider auch ein wenig feucht. Unbeeindruckt versucht sich Kevin an
„torture physique“ (8c). Derweilen sichere ich eifrig und warte vergeben auf
die Sonne. Zweimal steige ich dann ein um mich wieder einmal mit der mühsamen
Crux abzumühen. Die Sache mag mir einfach nicht passen weshalb ich meine
Expressen wieder abbaue. Diese konnte bis anhin eigentlich nur A.O. gebrauchen.
Da seine Leistung eindrücklich ist verzichte ich ihm eine Rechnung für die
Benützung zu schicken. Gern geschehen. Leider gelingt es auch Kevin nicht die
Route durchzusteigen. Schade. Da der Name nicht von ungefähr kommt schmerzen
die Finger schon gewaltig. Im Camp erfreuen wir uns an einem Kaffee und warmer
Kost vom Grill bevor es zur Ruhe geht.
Es sind diese Tage wo alles zu stimmen scheint. Klarer
Himmel, trockene Luft und hohe Motivation. Bereits beim Aufwärmen spüre ich den
Unterschied. Die Temperatur liegt wohl über 10Grad tiefer als letzte Woche und
der Wind bläst schon am Morgen in die Wand. Im ersten Versuch ziehe ich dann
durch die 35m von „caresse mentale“ (8c). Diesmal wirft mich auch der
schwierige Mantle am Ende nicht ab und ich klippe überglücklich, doch völlig
gepumpt den Umlenker. Es ist die erste Wiederholung dieser Route.
Die guten Bedingungen müssen ausgenutzt werden. Deshalb
versuchen wir uns trotz geschundenen Fingern noch an der maximalkräftigen
„marc“ (8b+).
So geht ein perfekter
Gastlosen-Tag zu Ende...
Ein Projekt weniger, weitere die bleiben, müde
Oberschenkel, schmerzende Finger und eine erhöhte Sauerstoffaufnahmekapazität
inklusive.
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