Retour au pays Brianconnais
Der Award zum schönsten Camp sei vergeben... |
Traditionsbewusst wird der jährliche Sommerausflug
durchgeführt. Dieses Jahr in einer etwas gekürzteren Ausgabe. Im OK vertreten
sind Sämi aus dem BJ und Andy aus dem Seeland. Die üblichen Verdächtigen also.
Da wir jedoch immer noch nicht verhaftet worden sind geht die Sache weiter.
Tag 1
Am ersten Tag zeige ich Sämi die Wand der brüllenden
Wölfe bei Tournoux. Der Eintrittstest gelingt ihm unterstützt von meinem
Coaching ohne Probleme. Im zweiten Rotpunktversuch zieht er den ersten Teil von
„cost of freedom“ (8a). Da ich schon beinahe Local bin, versuche ich mich an
„intime étrangère“ (8b+). Bei diesem Kraftausdauerproblem gilt es schnell
voranzukommen. Leider scheitere ich nur äusserst knapp im dritten Versuch.
Deshalb höre ich für heute auf und spare meine übrigen Kräfte. Im Camp zwingen
uns dann aufkommende Regenschauer das Regendach zu installieren bevor wir
gemütlich darunter essen können.
Tag 2
Lange bleibt die Feuchtigkeit im Vallée du Fournel
hängen und die Sonne will die Wolkendecke nicht durchbrechen. Am Mittag geht es
dann erneut nach Tournoux. Die Bedingungen sind alles andere als Ideal. Feucht
und düppig ist die Luft. Bei meinen Versuchen in „intime étrangère“ (8b+) mache
ich keine rechten Fortschritte. Sämi nutzt die hängenden Schlingen und versucht
sich auch an den kräftigen Zügen. Wiederum setzt der Regen ein und wir kehren
zurück ins Camp. Morgen werden wir uns einen Ruhetag gönnen und auf besseres
Wetter hoffen.
Tag 4
Der nun wolkenlose Himmel lässt den gestrigen Regen
schnell vergessen. Deshalb gehen wir bereits rechtzeitig motiviert an die
schattigen Wände von Rue des Masques. Der Konglomeratfelsen scheint beliebt zu
sein weshalb wir schon beim nachfüllen der Wasserflaschen am Brunnen anstehen
müssen. Um uns an den Stilwechsel zu gewöhnen, klettern wir zwei lohnende
Routen im Sektor petite lune. Für Sämi ist das Kletten im Konglomerat noch neu,
doch es scheint ihm zu gefallen. Da ich immer noch Erkältet bin und mich träge
fühle bin ich froh über das ausgiebige warm up.
Danach geht es weiter zum Sektor la truite wo bereits viel
Betrieb ist. Sämi stürzt sich in „carosses et citrouilles“ (8a) und kämpft
nicht nur mit den harten Zügen sondern auch gegen die Attacken von Schwalben.
Diese fliegen heute oftmals haarscharf über die Köpfe, fauchen und lösen somit
bei einigen Kletterern Unbehagen aus. Nachdem mir ein Franzose
freundlicherweise die Expressen ausgetauscht hat, versuche ich „racing in the
street“ (8b). Im ersten Rotpunktversuch geling mir dann der Durchstieg. Meine
Schlingen lasse ich hängen da sogleich eine starke Russin trainingshalber durch
die Route marschierte. Respekt! Unterdessen klettert die starke Ana aus
Deutschland im zweiten Go durch „carosses et citrouilles“ (8a). Es herrscht ein
wenig Weltcupstimmung abseits des kommenden Finales in Briancon. Das Mädel
erwartet dann einen Flash-Durchstieg und sagt: „Hau rein!“. Die Vorgabe ist
klar und die Motivation hoch. Mithilfe der Lösungen von Sämi ziehe ich dann mit
einem riesigen Kampf durch „carosses et citrouilles“ (8a) im Flash, yeah! Es
scheint eine der lohnendsten Routen des Gebietes zu sein. Ein kühles Bier sei
nun verdient und der Abend klingt am gemütlichen Feuer aus.
Soirée tranquille... |
Tag 5
Beim Kaffee stellen wir die Taktik für die letzten
beiden Tage auf. Heute ist Sämi am Zug und ich werde ihn sichern sowie mit
Allez-Rufen beschallen. Die physische Kletterei in Rue des Masques fordert ihn
stark. Leider bleibt ihm der Durchstieg von „carosses et citrouilles“ (8a)
verwehrt. Schade! Am Ende verbraucht er die letzte Kraft beim erfolgreichen
Onsight Versuch in „le cauchemard du boudin percé“ (7b+). Nun reisen wir zurück
Richtung Tournoux. Schliesslich bleibt dort noch eine Rechnung offen. Am
heutigen Abend zeigt sich der Mond stark und voll. Ob morgen die Wölfe brüllen
werden?
Sämi der Holzträger... |
Couche soleil au Col... |
Tag 6
Früh zeigt sich die Sonne am Col de la Pousterle.
Zusammen mit der perfekten Aussicht schmeckt der Kaffee hier am besten. Leider
fühlt sich mein Hals heute keineswegs besser an weshalb ich noch nicht richtig
an die gewünschte Kraft glaube. Nach einem erneuten Ausbouldern in der Route
bin ich beim ersten Versuch noch nicht genügend warm, falle ab und reisse mir
bei einem schmerzhaften Knieklemmer die Haut auf. Mist! Mit blutigen Knien
setze ich eine Stunde später zu einem weiteren Versuch an. Kämpfte mit der
schwindenden Kraft, einer verstopften Nase doch erreichte dann glücklich den
Umlenker. Nach dem Durchstieg von „intime étrangère“ (8b+) fühle ich mich
erleichtert, jedoch zerstört. Ganz kann ich es aber nicht lassen und steige „en
mettant les paires“ zum Ausklettern durch „loups hurlants“ (8a+). Ein schöner
Ausklang. Jetzt ist auch Kathy angekommen welche am Weltcup eine starke
Leistung gezeigt hatte. Eindrücklich ist der Onsight Versuch in „cost of
freedom“ (8a). Nur knapp scheitert sie am letzten schweren Zug. Da staunen wir schwachen
Buben.
Nun müssen wir wieder aufbrechen Richtung Schweiz. Eine mühsame
Überraschung erhalten wir dann am Parkplatz. Die Handbremse ist total verklemmt
weshalb die Abfahrt verunmöglicht wird. Nach einer Stunde vollen Einsatz durch
Sämi mit Beil und Schraubschlüssel löst sich die Bremsbacke dann doch noch.
Erleichtert fahren wir los. „Das sei besser als 8b zu klettern“, meint Sämi.
Damit hat er völlig Recht und Jubelrufe schallen in die Weite. Die Fahrt wird
weiter durch Hagelgewitter, immensem Regen und ängstlichen Wohnmobilefahrern
erschwert.
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