Montag, 18. November 2013

Margalef 2.11.-16.11.2013

Sonnenuntergang im Camp!
Der Oktober zeigt sein gewohntes Gesicht. Flach steht die Sonne und kurz werden die zunehmend trüben Tage. Der übliche Ansturm in die heimischen Gebiete steht an. Doch schon zu oft habe ich diese besucht weshalb ich in Gedanken schwebe...

„Spick mi furt vo hie...“. Diesen Satz höre ich im Radio. Schön wäre es... Doch dafür braucht es einen Gefährten. Ist da nicht seit kurzem der waise Uli dem Nomadentum verfallen? Auf meine Anfrage zeigt er sich bereit mich als Knecht aufzunehmen.

Um fünf Uhr beginnt meine Reise an diesem trüben Samstagmorgen. Der Fahrplan ist verlässlich weshalb ich bereits um zwei Uhr in Reus ankomme. Pünktlich ist auch Uli angereist. 25 Grad und Sonne lassen nun Ferienstimmung aufkommen. Bald erreichen wir dann Margalef wo sogar noch Zeit für ein Apéro im Dorf bleibt.

Frühling?


Tag 1
Auf die sternenklare Nacht folgt ein sonniger Tag. Um den riesigen Ansturm an Leuten auszuweichen, besuchen wir die Sektoren La Catedral und Raco de la Coma Closa. Nach einem ersten Gewöhnen an die Fingerlöcher versuche ich „la perla“ (8b+). An den flachen Sinterstrukturen rutschte ich mehrmals ab. Untypische Kletterei und definitiv kein Ferienspaziergang. Es bleibt noch Zeit weshalb wir in die Cova Soleiada wechseln. Dort habe Uli vor einiger Zeit bereits eine lohnende Route probiert.

Unbekannter Climber in la perla...

Tag 2
Nun geht’s heute direkt an die Cova Soleiada. Mit stürmischem Wind und einigen Regentropfen fühlt sich die warme Luft frischer an. Die Route „esau directa“ (8a+) ist abwechslungsreich und gelingt mir im dritten Versuch. Schon vielversprechend sind die Versuche von Uli in „doctor feelgood“ (8a), jedoch noch nicht erfolgreich. Dem Training entsprechend steige ich dann in die maximalkräftige „mistic“ (8b+) ein. Mit müden Bändern und bluteten Fingern endet dann die Sache.

Tag 4
Die Suche nach schattigen Wänden führt uns an den Raco de la Finestra wo imposante Überhänge zu finden sind. Eine schöne Linie, die „via del quim“ (8b+), welche durch eine blaue Wand führt. So versuchte ich mich an den anstrengenden Zügen. Derweilen versucht Uli „festa forte“ (7c). Am Ende des Tages klettere ich noch im Flash durch „festa forte“ (7c) um mich von deren Qualität zu überzeugen.

Tag 5
Nochmals versuche ich mich an der Route „via del quim“ (8b+). Erste Fortschritte zeigen sich wobei diese noch nicht ausreichen um die Crux zu überwinden. Ordentlich müde muss ich dann aufgeben. Die Idee nach dieser Belastung für einen Flash-Versuch in „el fustigador“ (8a+) einzusteigen, ist blödsinnig und endet mit einer riesigen Sammelstelle für Laktat. Ein nächster Ruhetag ist nun zwingend und wird wie gewohnt durch ein gemütliches Dinner eingeleitet.

Schön ist es im Camp!

Tag 6
Eigentlich ein Ruhetag, oder doch nicht? 
Beim Einkauf in Lleida suchen Uli und ich nach einer Gaskartusche. Denn diese droht bald leer zu sein. Das herumirren will nicht enden und dauert den ganzen Nachmittag. Mit super Spanisch-Kenntnissen (Ironie?) sowie Handsprache versuchen wir Informationen zu erhalten. Erst bei Dämmerung finden wir den Laden Alberto Soler welcher tatsächlich das gewünschte Produkt führt. Scheinbar der einzige weit und breit. Nach dieser Nervenprobe schlafen wir bald und tief. 

Anmerkung: Später konnten wir die Reserve-Gasflasche gewinnbringend an eine Crew verkaufen welche ihrerseits vergebens gesucht hatte. Unsere Kenntnisse bleiben natürlich strengstens geheim. So geht das!

So sollten Ruhetag sein, oder?

Tag 7
Wegen der starken Bewölkung am Morgen ändern wir spontan unseren Plan. Es könnte sich die Möglichkeit bieten an der Südwand des Raco de les Espadelles zu klettern. Dieser Sektor gefällt uns weshalb die Euphorie steigt. Am Mittag verschwinden dann aber die letzten Wolken und es wird extrem warm. Falsch gepokert! Es ist nun Siesta an der prallen Sonne angesagt. Erst eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang kommt erneut Schatten. Doch die Kraft scheint schon aufgebraucht weshalb die Erfolge ausbleiben. Ganz knapp fällt Uli in „malasombra“ (7c+) und ich kämpfte mit der Crux von „batuka“ (8b).

Kein Schatten in Sichtweite...

Tag 9
Die Temperaturen sind immer noch recht hoch. Deshalb schwitze ich bei den Versuchen in „via del quim“ (8b+) recht ordentlich. Es gelingt mir dabei einfach nicht die Crux zu überwinden. Unterdessen zeigen sich auf meinen Fingern schon ordentliche Gebrauchsspuren. Zum Abschluss klettere ich noch im Flash durch die geniale „la corva de la felicitat“ (7c). Zuvor scheiterte Uli nur knapp am letzten Zug in dieser Route.

Tag 10
Die Entscheidung mehrere Sektoren zu besuchen endet schon bald in einer ausgiebigen Wanderung durch überwachsene Pfade. So landen wir am Culample4 wo es geniale Routen im siebten Grad gibt. Die 30 Meter der Route „fanatic“ (7a+) lösen bei mir viel Begeisterung aus. Einfach schön! Dann suchen wir den abgelegenen Ort El Purgatori. Dort versuche ich mich an der Route „el luchador“ (8a+/b). Speziell ist dass diese aus dem ersten Bolt startet. Nach einer Sinterfahne folgt abwechslungsreiche Wandkletterei. Insgesamt rund 35 Meter. Schliesslich fehlt mir dann ein wenig Geduld und ein Zug um die Crux zu überwinden. Schade! Am heutigen Tag schont sich Uli. Ob die Taktik aufgehen wird?

Siesta am El Purgatori...

Tag 12
Nach einem entspannten Ruhetag ist heute Uli an der Reihe. Bei den nun etwas tieferen Temperaturen wird die Aufwärmphase ausgedehnt bevor wir an die Cova Soleiada wechseln. Dann zieht Uli solide durch die Route „doctor feelgood“ (8a). Die Erleichterung ist spürbar. Dank seinen Tipps kann ich diese Ausdauerroute sogleich im Flash durchsteigen. Mehr Mühe habe ich dann mit der Einzelstelle von „anakoreta“ (8a+) welche nicht gelingen möchte.

Tag 13
Die kühle Luft lässt den Körper nur langsam wärmen. Deshalb entscheiden wir uns am letzten Tag für die sonnige Wand des Raco de les Espadelles.

Die kleinen Löcher von „batuka“ (8b) sind durch die Sonne ordentlich rutschig geworden. Eigentlich sind Versuche zu diesen Bedingungen sinnlos. Dennoch nutze ich diese letzte Möglichkeit. Im dritten Versuch kämpfe ich mich durch die Crux und finde mich schwitzend am Ruhepunkt. Weiter geht’s durch die abschliessende Wand. Beim letzten Bolt geschieht mir dann ein Fehler und ich falle weit ab. Wegen diesem zermürbenden Versuch sehe ich von einem weiteren Ansturm ab. Um meine Kraftreserven endgültig aufzubrauchen steige ich in die Sinterroute „ximpleta“ (8a) ein welche ich im zweiten Go klettern kann.

Uli versucht sich an transilvania...

Tag 14
Um halb sechs Uhr morgens verlasse ich zusammen mit Uli das Camp in Margalef, begleitet von ersten Schneeflocken und mit müden Unterarmen. Gegen Mittag stehe ich in Barcelona im Gewitterregen. Erst im Flieger sehe ich heute die Sonne bevor ich wieder in die Wolkendecke hinabsinke und Zuhause ankomme. Erwartet von kühlem Ostwind und Hochnebel.

Fazit

Der Vitamin D Tank wurde während zwei Wochen gefüllt und lässt die nun trüben Tage in der Schweiz überstehen wo scheinbar der Winter einzukehren droht…